9. TROST- UND GUTE-LAUNE-DÜFTE
Ich grüße Sie!
Nun mögen Sie zu Recht fragen: „Hat Griffel was geraucht oder was bitteschön ist ein Trostduft?“ Erstens bin ich noch immer strikter Nichtraucher und zweitens lassen Sie mich etwas ausschweifen. Kürzlich ereigneten sich um mich herum (zu) viele Dinge, die sich fern von bunt, guter Laune und Fröhlichkeit bewegten. Sie kennen das sicher auch. Nicht so eine Phase, wo einem nur das Nudelwasser angebrannt wäre und man der weißen Kochwäsche irrtümlich eine rote Socke untergejubelt hat.
Das sind die kleinen Dramen des Lebens, die wir in unserer Lebensnaivität manchmal zu großen Dramen aufblasen.
Nein, ich meine eher die Art Lebensphase, in der einem sehr praktisch vor Augen geführt wird, wie endlich das Leben ist.
Im Grunde wissen wir das ja – doch manchmal häufen sich die Hiobsbotschaften dermaßen, dass man das Gefühl hat, das Leben hat einen links und rechts eine reingehauen. Und weil das noch nicht reicht, wumm, gibt´s noch eins auf die Nase. Menschen, die einem wichtig sind – gestern noch munter und fröhlich wie ein Fisch im Wasser – heute – von der Schachpartie des Lebens auf schachmatt gesetzt oder gleich komplett aus der Partie entfernt.
Dann ist es nicht ganz einfach, zur „ich bin ja so happy“-Einstellung“ finden.
Aber wie kann man so was nutzbringend in einem gute Laune Blog unterbringen?
Ich dachte mir, meine Leser sind schließlich auch nicht immer nur happy und kennen die rote Socken und schlimmere Lebensphasen-Konstellation genauso gut wie ich.
Und da kam mir der Gedanke mit dem Trostduft, der für mich der Duft der Zirbelkiefer ist. Den ich erst wieder frisch für mich entdeckt habe.
Bei meinem Brötchengeber gibt es für ein Vierteljahrhundert Betriebszugehörigkeit unter anderem eine edle Holzschnitzerei, gefertigt in Südtirol. Als kleine Aufmerksamkeit legte mir der Schnitzer ein Kissen mit Zirbelspänen bei. Ich hätte vor Freude fast ins Paket geheult, denn DAS war der Duft meiner Kindheit.
Ab dem zarten Alter von etwa 4 Jahren verbrachte ich unzählige Stunden mit meinem Opa in seiner Werkstatt. Er arbeitete viel mit Zirbenholz aus Österreich. Er hobelte und fertigte tolle Dinge während ich mitleidig die „Schnecken“, die kräuseligen Holzspäne, die auf dem Boden landeten, aufsammelte. Leicht erbost darüber, dass diese im Müll enden sollten. Und so bastelte ich richtige Schnecken. Zirbelschnecken. Opa drechselte den kleinen Holzfreunden noch Fühler und schon waren alle zufrieden. Die Schnecken selbst, Opa, alle Beschenkten und vor allem aber ich. Da war die Welt in Ordnung.
DAS verbinde ich mit dem Zirbenduft. Anständig wie ich bin, schickte ich dem Schnitzer ein Dankesmail und erzählte ihm meine Schnecken-Kellergeschichte. Offensichtlich war er sehr angetan von meiner Geschichte, denn ein paar Tage später erhielt ich ein Päckchen mit Zirbenschnecken und einer Flasche Zirbenöl.
Und so entdeckte ich meinen „Trost-/Kraftduft“ – eine Erinnerung an längst vergangene Tage, die Kraft und gute Laune aktivieren kann. Und so hängt nun an meinem Schreibtisch eine Tüte Zirbenschnecken. Und wer weiß, vielleicht kann man die ja auch rauchen?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie diese Woche kein größeres Unbill heimsucht als das „Rote-Socken-Monster“ in der Kochwäsche!
Herzlichst – Ihr Griffel
P.S. Was ist Ihr Trost-/Gute Laune-Duft (Popcorn, Grillwurst, Sonnencreme?)